One-Line Systemtheorie II
Meine Sicht auf die Systemtheorie ist ganz klar geprägt von Niklas Luhmann, einem der Begründer der Systemtheorie. Logisch betrachtet nehme ich sogar nur auf einen kleinen Teil seiner Theorie Stellung, welche er selber nicht genauer beschrieben hat. Allerdings müssen wir dazu erst einmal Luhmann genauer verstehen:
Es selbst schreibt (und ich verkürze das ganze hier extrem), dass die gesamte soziale Welt eigentlich gar nicht wirklich aus Personen besteht. Vielmehr existieren nur Systeme, welche sich selbst voneinander abgrenzen und natürlich erst dadurch entstehen. Das System der Rentenversicherung existiert nur indem es sich von der Krankenversicherung, der Haftpflichtversicherung usw. unterscheidet. Indem sie also die Dinge tut, die die anderen nicht tun und genau das selbst auch hervorheben. Daraus folgt, dass ein System nicht aus dem besteht was sie umfasst, sondern aus der Grenze, die sie zieht. Je stärker abgegrenzt, desto besser definiert ist ein System. Luhmann nennt das Differenzierung und je differenzierter eine Gesellschaft, desto moderner ist sie.
Wenn eine Gesellschaft ausdifferenziert ist, kann die Zugehörigkeit einer Person zu einem System nicht mehr auf der Zugehörigkeit zu einem anderen System beruhen. Sonst würden sich ja die Grenzen der Systeme überlappen. Ich bin also nicht im System der Führungsschicht eines Unternehmens weil ich dem System "Mann" angehöre. Denn je differenzierter eine Gesellschaft, desto mehr muss sich das einzelne System auf die speziellen Fähigkeiten einer Person konzentrieren. Im Extremfall ist es so, dass ein System nur die Person in das System integriert, die genau die Vorraussetzungen erfüllt, die nötig sind um die System-spezifischen Aufgaben zu erfüllen. Also, wenn ich im System eine Sekretär-Stelle zu vergeben habe, dann ist das nicht automatisch eine hübsche Frau, sondern die Stelle wird mit demjenigen besetzt, der die anfallenden Aufgaben am besten ausführen kann.
Aber wo sind denn jetzt eigentlich die Menschen hin? Tja...das ist ein Problem mit dem sich viele (eigentlich alle...) Soziologie-Studenten herumschlagen, wenn sie Luhmann lesen. Ich persönlich habe Luhmann so verstanden, dass der Mensch eine Art Störfaktor darstellt. Die Systeme ziehen ihre Grenzen auf den Rücken der Menschen und würden sich natürlich wünschen, dass die Grenze auch innerhalb der Menschen so strikt verlaufen könnte. Auch hier macht ein Beispiel alles deutlicher: Ein Familienrichter, der selbst eine Familie hat, ist in seinen Entscheidungen auf eine gewisse Art beeinflusst. Auf der einen Seite hat er seine Aufgabe als Richter im System der Justiz, auf der anderen Seite ist er aber auch Mitglied im System seiner Familie und er trägt bestimmte Elemente vom einen System in das andere. So ist er zuhause vielleicht strenger, weil er weiß was alles passieren kann. Zum Anderen könnte er als Richter aber auch von seiner Familie beeinflusst sein. Diese Störung der verschiedenen Systeme durch die Person nennt Luhmann Interpenetration.
Ich könnte jetzt noch auf Luhmann's Konzept von Kommunikation eingehen, die die Grundlage von...naja..eigentlich Allem ist, aber das würde wohl zu sehr in die Tiefe gehen und betrifft meine Theorie eher weniger.
Denn meine Theorie dreht sich nämlich um eine extreme Form von Luhmann's eigentlicher Theorie. Wie ich vorher beschrieben habe, grenzen sich Systeme voneinander ab und haben dabei den Menschen als Störfaktor. Ich betrachte aber eine völlig ausdifferenzierte Gesellschaft. In einer solchen Gesellschaft kann die Zugehörigkeit zu einem System ja überhaupt nicht auf der Zugehörigkeit zu anderen Systemen beruhen. Wenn sie das aber nicht kann, worauf beruht sie dann eigentlich? Luhmann schreibt dazu rein gar nichts (zumindest nicht dass ich wüsste). Uns bekannte Mittel fallen dann ja weg. Abitur wird dann wertlos, weil ich es nicht als Kriterium werten kann. Ich muss mich auf die tatsächlichen Fertigkeiten der Person beziehen. Doch selbst solche Fertigkeiten, die sich erst durch jahrelanges Training gebildet haben können eigentlich nicht zählen, denn - und das ist nun die gehirntechnische Kernschmelze - selbst sie beruhen ja auf den früheren Fertigkeiten. Denn um zum System der guten Balletttänzer zu gehören war zu einem früheren Zeitpunkt eine andere Fertigkeit von mir notwendig, etwa das Durchhaltevermögen und meine Leidenschaft. Zeitlich gesehen lässt sich das immer früher betrachten (was war notwendig, dass diese Leidenschaft entstand?!)
Doch was ist dann letztendlich der Grund für meine Systemzugehörigkeit? Ich persönlich sehe ihn in den Genen. Sie sind der erste bestehende Teil unseres Seins und beschreiben damit auch was und wie wir werden. Sie bestimmen die Zugehörigkeit in unsere ersten Systeme und damit den Verlauf des Seins, natürlich nur im theoretischen Extrem einer völlig ausdifferenzierten Gesellschaft.
Doch warum heißt meine Theorie jetzt One-Line Systemtheorie und nicht Gen-Systemtheorie? Naja....gute Frage! Aus der Überlegung heraus, dass in einer ausdifferenzierten Gesellschaft die Zugehörigkeit zu einem System nicht auf der Zugehörigkeit zu einem anderen System beruht folgt nämlich noch etwas: Aus einer hierarschischen Struktur von Systemzugehörigkeiten wird eine parallele. Ich muss nicht erst zum System der Abiturienten gehören um Geschäftsführer zu werden, aber ich kann trotzdem beides sein. Da also die Zugehörigkeit aller Systeme parallel laufen, stelle ich sie mir als eine gaaaaaaanz lange Kette vor und bei jedem einzelnen System dieser Kette ist der Hebel entweder auf "drin" oder "draußen". Ein bisschen so wie eben ein Genom (wo wir wieder bei der Verknüpfung wären). Und daher kommt schlussendlich der Name....
Allen Lesern, vielen Dank fürs lesen.
Wenn Fragen bestehen bin ich gerne bereit, alle so gut wie möglich zu beantworten. Ihr könnt sie in den Kommentaren stellen oder mich direkt kontaktieren (siehe Kontakt im Menü)
#1 Re: *One-Line Systemtheorie II
good post,and such a beautiful clothes!i reallt like it,