Intergrationspolitik
Mann, was war da denn los mit Sarrazin? Tritt er einfach mal so eine politische Lawine los. Es ist doch schon lustig, dass plötzlich die Integrationspolitik, beziehungsweise eher ihr Scheitern, plötzlich wieder in aller Munde ist. Es ist der Politik ja auch nicht übel zu nehmen, dass sie so ein Thema, dass auf einmal so stark in der Öffentlichkeit diskuttiert wird, aufnimmt und sie für die nächsten Wahlen benutzt. Es ist ja auch nicht ihre Schuld, dass das Thema in den Medien derart übertrieben aufgeputscht wird. Oder ist es sogar umgekehrt? Wurde das Thema bisher immer nur totgeschwiegen und platzt nun mit aller Gewalt an die Oberfläche?
Ich glaube es ist wichtig festzustellen, dass es die breite Masse ist, die sich gerne mit dem Thema beschäftigt. Die Medien liefern, um ihre Auflage zu verbessern. Die Politik steigt ein, weil sich sich davon bessere Chancen bei der nächsten Wahl versprechen. Soweit ist das ganze nichts Neues. Das passiert bei vielen Themen und dürfte in den meisten Fällen auch zu nichts führen (Google Streetview Skandal, Facebook Sicherheitslücken Skandal, Vorratsdatenspeicherung, usw.).
Bei dem Thema der Integrationspolitik wird allerdings ein Nerv getroffen, der in Deutschland sehr gefährlich ist (oder werden kann). Integrationspolitik kann schnell zu Ausländerfeindlichkeit werden. Es ist nämlich kein weiter Weg von "Ausländer werden nicht richtig integriert" zu "Ausländer wollen sich nicht integrieren".
Ich glaube ich liege nicht ganz falsch mit meiner Einschätzung, wenn ich sage, dass es wahrscheinlich durchaus Ausländer gibt, die das deutsche Sozialsystem für sich selbst ausnutzen. Aber es gibt auch genügend Deutsche die das machen. Die Ausländer auf diese eine Sorte zu reduzieren ist also nicht gerechtfertigt. Denn immerhin gibt es auch viele Ausländer - eigentlich muss man ja "Menschen mit Migrationshintegrund" sagen - die sich sehr wohl integriert haben. Sie reden Deutsch, verdienen gutes Geld und sind in Gesellschaft und Politik engagiert. Davon könnten sich auch noch einige Deutsche eine Scheibe abschneiden.
Es gibt aber ein Phänomen, dass vor allem für die Kritiker der Integrationspolitik sehr zentral zu sein scheint: Ausländer bilden Gruppen und bleiben unter sich und sprechen nur ihre eigene Sprache.
Allerdings stellt das allein für mich noch kein Zeichen von misslungener Integrationspolitik dar. So etwas kann man selbst bei den deutschen innerhalb Deutschlands erkennen. Mir fällt dazu ein Beispiel aus meinem ersten Semester ein: Eine Kommilitonin hat sich mir mit den Worten vorgestellt: "Ich bin Badner und hasse Schwaben". Noch krasser ist das Beispiel Bayern, dass ja am liebsten gar nicht erst zu Deutschland gehören möchte. Und die patriotischen unter ihnen versteht man im Bus genauso wenig wie die Ausländer und ihre Fremdsprache.
Ein zentrales Problem der Diskussion ist die Frage, wann Integration eigentlich als geglückt gezählt werden kann. Wie sieht ein vollständig integrierter Ausländer aus? Ist es zwangsläufig notwendig, dass er/sie Deutsch sprechen können muss? Muss wirklich er/sie sich an die hier vorhandenen Strukturen anpassen?
Viele meinen "Ja", weil immerhin leben wir hier ja in Deutschland! Außerdem ist ja auch die Amtssprache Deutsch. Für bürokratische Dinge ist es also zwingend notwendig, dass sie Deutsch können!
Meine Meinung hierzu ist, dass Integration auf Gegenseitigkeit beruht. Es kann doch nicht unser Ziel sein, Ausländern, die nach Deutschland kommen, unsere Ansichten aufzuzwingen. Schon gar nicht ist es notwendig, dass sie ihre Verbindungen und Beziehungen in das Ursprungsland abbrechen. Wir müssen uns auch an die Ausländer anpassen, denn mal so gefragt: Warum ist in Deutschland mit so vielen Einwanderen die einzige Amtssprache Deutsch? In Indien gibt es Englisch und Hindi als Amtssprachen. In Belgien, unserem kleinen Nachbarn, sind es sogar drei: Niederländisch, Französisch, Deutsch. Warum werden in unseren Schulen so wenige Fremdsprachen (standardmäßig) unterrichtet?
Wenn wir also sagen, dass die Integration nicht klappt, dann liegt das mit Sicherheit auch an uns selbst. Momentan scheint die Politik allerdings die Ausländer an uns anpassen zu wollen. Unter dem gesellschaftlichen und medialen Druck hat sie allerdings auch keine große andere Wahl. Es ist ein Umdenken in der Bevölkerung notwendig. Sie muss einsehen, dass auch sie selbst neu integriert werden muss.
Persönlich akzeptiere ich die Ansicht, dass die momentane Integrationspolitik ihre Fehler hat. Aber zu sagen, dass man ja alles versucht habe ist schlichtweg falsch! Den Schluss daraus zu ziehen, dass man Ausländer eben nicht integrieren kann ist grober Unfug. Es muss etwas verändert werden. Die Ausländer aber dazu zu zwingen Deutsch zu lernen kann nicht die Lösung sein. Vielmehr sollten Anreize geschaffen werden, damit sie Deutsch lernen wollen! Es gibt einige schöne ethnologische Arbeiten darüber, wie sich Ausländer in Deutschland fühlen und in vielen von ihnen wird deutlich, dass es die Deutschen selbst sind, die die Ausländer ausgrenzen. Das wird klarer wenn man sich überlegt, dass man eine (vor allem die deutsche) Sprache am Besten durch ihre Anwendung lernt. Aber wer von uns hat sich in den letzten Wochen ernsthaft und länger mit einem Ausländer unterhalten, der wenig Deutsch konnte?
Und dann noch ein Fun-Fact am Ende:
Ohne die Integration würde Deutschland schrumpfen. Und das sogar ziemlich stark. Die Geburtenrate liegt bei etwas über 8/1000. Die Sterberate bei etwa 11,9/1000. Schön nachzuschauen hier oder hier.
#1 Re: *Intergrationspolitik
good post,and such a beautiful clothes!i reallt like it,