TobiBlog

Ja, auch ich habe es mitbekommen. Blabla...Assange festgenommen...Wikileaks gemobbt...Internet schlägt zurück...

Das ganze hat etwas von einem schlecht inszenierten virtuellen Online-Krimi. Nur verliert man als Zuschauer von außen ziemlich schnell den Überblick: "Warte...wer von denen war der Böse?!"

Gerade bei der "Rache des Internets" fällt die Unterscheidung schwer. Angriffe auf die Webseiten derjenigen, die mit schlechten Ausreden versuchen Wikileaks aus dem Internet zu mobben, sind zwar keine legale Lösung, aber man kann es nachvollziehen (und Schadenfreude ist da glaub ich auch dabei).

Aber betrachten wir doch erstmal was denn so alles passiert ist: Wikileaks hat wichtige Unterlagen mit brisanten Inhalten veröffentlicht (Angaben über Politiker aller Länder, Pläne, diplomatische Informationen, etc.). Das gefällt den Amerikanern gar nicht! Seitdem scheinen sie Druck auf Wikileaks auszuüben und das auf allen Fronten: Die Webseite wurde von Amazon rausgeworfen; Mastercard, Visa, und eine Bank (wo das Geld hin kam) haben die Konten gesperrt, um Spenden zu stoppen; rechtliche Wege zum Verbot werden gesucht. Das interessante daran ist, dass alle dem Druck nachgeben, aber irgendwie alle dementieren unter Druck geraten zu sein. Anschließend wurden die Webseiten von ihnen angegriffen und waren zeitweise nicht mehr erreichbar; wahrscheinlich eine Reaktion auf die Blockade von Wikileaks.

Sind also die Amerikaner die Bösen, weil sie versuchen ihre Geheimnisse zu schützen? Oder sind es die Wikileaker, weil sie einfach so geheime Daten veröffentlichen? Oder ist es vielleicht Mister Anonymous, der überall im Internet seinen Schabernack treibt, weil er selbstjustiz ausübt?

Eine Antwort darauf fällt nun wirklich nicht leicht, denn alle haben ja irgendwie Recht.

Wie soll sich Mister Anonymous denn sonst äußern? Etwa in einem Forum? Das würde ja wohl wirklich wenig bewegen.

Oder sollten die Wikileaker doch lieber einfach nur die "ungefährlichen" Informationen veröffentlichen? Aber auch das würde keine Veränderungen bringen.

Und die Amerikaner? Naja...sollen sie etwa alle Geheimnisse ausplaudern, oder gar nicht erst welche erschaffen? So kann ein Staat aber nicht existieren, wenn alle Pläne und Informationen öffentlich sind.

Ich persönlich sehe mich genau in der Mitte dieser drei Extreme. Ich finde die amerikanische Politik sollte keine so starke Sammelwut entwickeln (technisch gesehen befinden sie sich auf dem Niveau von China). Lustig an der Sache finde ich, dass es ja die amerikanische Politik selbst war, die Jahre lang Daten (teilweise illegal) gesammelt hat, spioniert hat und jetzt urplötzlich es nicht verträgt, wenn jemand das gleiche bei ihnen macht. Auf die Diskussion, dass diese Informationen (oder Informationen allgemein) die Sicherheit vergrössern, möchte ich hier nicht einmal eingehen. Wikileaks hat alles Recht der Welt, Daten zu veröffentlichen, denn wenn die Daten so gefährlich sind, dann frag ich mich, wer sie gesammelt und gespeichert hat! Allerdings gibt es auch andere Möglichkeiten auf Missstände aufmerksam zu machen, etwa durch zusenden der Daten an Pressestellen. Bei Mister Anonymous bin ich mir nicht sicher was er sonst tun könnte. Alles andere würde ja nichts bewirken. Und da dahinter ja keine Organisation steckt (eher das Gegenteil), kann man nur von jedem einzelnen hoffen, dass er sich in zukunft vielleicht überlegt, ob es nicht doch eine andere Möglichkeit gibt, bevor man zu solchen Mitteln greift (Beschwerde einreichen?).

Achso....und Assange. Er scheint wohl eine Art Symbol für Wikileaks zu werden. Die Medien ziehen die Geschichte so auf, als wäre seine Verhaftung in irgendeiner Art und Weise in Verbindung zu setzen mit Wikileaks. Ob es ohne Wikileaks tatsächlich soweit gekommen wäre, darüber lässt sich streiten. Ich finde es aber wichtig Assange nicht als den Kopf von Wikileaks zu sehen. Ich bin aber gespannt, wie sein Verfahren läuft und ob von Seiten der USA noch Enflüsse kommen.